Die ischiocrurale Muskulatur auch Hamstrings genannt gilt vor allem bei Spielsportarten und Läufern zu den am häufigsten von Verletzungen betroffenen Körperstellen. Hierzu zählen die drei Muskeln m. Biceps Femoris, m. Semitendinosus und m. Semimebranosus. Verletzungen dieser Muskulatur betreffen vor allem Zerrungen und Muskelfaserrisse. Die Rehabilitationszeit liegt je nach Schweregrad, Lokalisation und Beeinträchtigung zwischen acht bis 25 Tagen. Der m. Biceps Femoris ist hierbei zu etwa 80% betroffen.
Oftmals kommt es zu Muskelfaserrissen, wenn die betroffene Muskulatur über ihre eigentliche Länge gedehnt wird während sie gleichzeitig einwirkende Kräfte tolerieren muss. Die ischiocrurale Muskulatur ist genau wie ihr Gegenspieler der m. Quadriceps ein zweigelenkiger Muskel. Das heißt, dass sie verschiedene Bewegungsfunktionen in zwei Gelenken gleichzeitig ausführen müssen. Neben ihrer Aufgabe als Kniebeuger fungieren sie gleichzeitig als Hüftstrecker. Das führt dazu, dass sich die ischiocrurale Muskulatur bei gebeugter Hüfte und gleichzeitig gestrecktem Knie unter hoher Spannung befindet. Daher geschehen viele Verletzungen beim Laufen während des Endes der Schwingphase, kurz bevor das freischwingende Bein wieder Kontakt mit dem Boden bekommt. In dieser Phase sind die Muskeln vor allem der m. Biceps Femoris stark gedehnt, während sie gleichzeitig aktiviert sind, um einwirkende Kräfte zu tolerieren und Kraft zu produzieren.
Leider treten diverse Muskelbeschwerden oft nach der Rückkehr zur sportlichen Belastung wieder auf. Hierbei beträgt die Gefahr ein Wiederverletzung circa 30 Prozent und ist vor allem in den ersten zwei Wochen am höchsten. Das liegt meist an dem zu früheren Wiedereinstig, einer nicht mangelhaften Rehabilitation oder einer Kombination aus beiden.
Auftreten | Plötzlich (reißendes Gefühl) |
Schmerz | mild bis stark |
Funktion | Starke Probleme beim Gehen, Laufen und Rennen |
Lokales Hämatom | Vor allem bei schwereren Verletzungen |
Palpation | erheblich erhöhte Spannung ggf. Delle ertastbar |
Abnahme der Kraft | Stark |
Abnahme der Flexibilität | Stark |
Bildgebende Diagnostik (Ultraschall, MRT) | Ersichtliche Auffälligkeiten |
Klinische Symptome lassen sich in verschiedene Schweregrade unterteilen.
Grad | Pathophysiologie | Symptome |
1. Grad | Weniger als fünf Prozent der Muskel-/Sehnen-Einheit gerissen | Geringe Schwellung, leichte Schmerzen, ohne wesentlichen Kraftverlust |
2. Grad | Mehrere Fasern ohne kompletten Abriss der Muskel-/Sehnen-Einheit | Klarer Kraftverlust mit deutlichen Schmerzen und Einschränkungen |
3. Grad | Kompletter Abriss der Muskel-/Sehnen-Einheit | Verlust der Muskelfunktion und deutliche Hämatombildung |
Ein Muskelfaserriss sollte aktiv therapiert werden und nicht einfach nur ausgesessen werden da ansonsten das Risiko für einer Wiederverletzung der betroffenen Stelle zunimmt. Die Rehabilitation lässt sich in vier Phasen unterteilen.
- Akute Phase – Entzündungsmanagement des Körpers
- Subakute Phase – Leichte Dehnübungen, isolierte und passende Krafttrainingsübungen für die ischiocrurale Muskulatur sowie Fahrrad fahren
- Remodellierungsphase – Progressive, isolierte Krafttrainingsübungen
- Funktionelle Phase – Sportartspezifische Übungen und komplexe Krafttrainingsübungen
Exercise Build Up
Literatur
- Strength and Conditioning Journal, Bd. 33(3), S. 56–71
- Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 2003, Bd. 13, S. 244–250
- Orchard, J.W. / Best, T.M. (2002): The Management of Muscle Strain Injuries: An early return versus the risk of recurrence. Clinical Journal of Sport Medicine, 2002, Bd. 12, S. 3–5
- Starkey, C./ Brown, S.D./ Ryan, J.L. (2010): Examination of Orthopaedic and Atheltic Inujuries. 3rd Edition. F.A. Davis Company Philadelphia
- Strength and Conditioining Journal, 2008, Bd. 30 (1), S. 55–64
- Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy, 2004, Bd. 34, S. 116–125
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