Während in den späten 90er Jahren die Laufleistung eines Torspielers noch bei ungefähr 4 km lag, liegt sie heutzutage aufgrund der modernen Spielweise bereits zwischen 5 bis 7 km. Diese Gesamtstrecke setzt sich vor allem aus dem Gang, beziehungsweise Rückwärtsgang zusammen. Je nachdem, wie oft & weit der Torspieler den Sechszehnmeterraum verlässt, gehören längere Sprints zum Beispiel aufgrund durchgeführter Klärungsaktionen dazu. Der immer anspruchsvoll gewordenen Dynamik eines Fußballspiels muss auch der Torspieler gerecht werden. Nicht umsonst wird die Position des Torspielers oft als die schwierigste im ganzen Spiel beschrieben. Da teilweise jede Aktion eines Torspielers spielentscheidend sein kann, ist es für diese Position überaus wichtig eine hohe Konzentrationsfähigkeit zu besitzen. Neben einem generell eher kräftigen Körperbau, welcher zudem einen beachtlichen psychologischen Effekt auf die gegnerischen Spieler haben kann, ist eine ausgeprägte Rumpfmuskulatur von hoher Bedeutung für einen Torwart. Entscheidend für diese Position, sind vor allem eine solide Schnelligkeit, beziehungsweise Reaktionsschnelligkeit sowie eine adäquate Sprungkraft. Darüber hinaus spielt die adäquate Beweglichkeit eine wichtige Rolle da sie die anderen konditionellen & koordinativen Fähigkeiten beeinflusst sowie die Qualität einzelner Bewegung verbessern kann. Vor allem die Position des Torwarts verlangt von dem Athleten in Sachen Koordination ziemlich viel ab. Deshalb sollten alle acht koordinativen Fähigkeiten keines Falls vernachlässigt werden.

Eine Position – zwei Typen

Allgemein kann in zwei Torspielertypen unterteilt werden. Dem Antizipationskeeper & dem Reaktionskeeper. Der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Torspielertypen besteht darin, dass der Antizipationskeeper versucht zu agieren, satt zu reagieren & sich aktiv am Spielgeschehen sowie Spielaufbau beteiligt. Dies äußert sich zum Beispiel in einer Beherrschung des Strafraumes, welche sich durch abgefangene Flanken oder Steilpässe auszeichnet, sowie das Dienen als Anspielstation für die Ketten davor, ein perfektes Stellungsspiel & der Mithilfe beim Aufbauspiel. Durch das Antizipieren und Agieren können sie gefährliche Situationen im Idealfall bereits vor der Entstehung klären, was jedoch zu weniger Spektakel führt, wodurch ihr Wert auch verkannt werden kann. Die Bedeutung des Antizipationskeepers, auch moderner Torwart oder 11ter Feldspieler genannt, wurde seit den 90er Jahren immer größer. Mit diversen Regeländerung, wie zum Beispiel, dass Aufnahmeverbot von Rückpässen und anderen taktischen Ausrichtungen wie höherstehende Abwehrreihen, sowie einer immer schneller werdenden Spieldynamik, gewannen Torspieler dieser Kategorie eine immer größer werdende Beliebtheit. Zu den bekanntesten Vertreter dieses Spielertyps gehören Edwin van der Sar und Jens Lehmann. Heutzutage gelten Marc – Andre Ter Stegen und Manuel Neuer zu den bekanntesten Nachfolgern, die dieses Spiel nahe der Perfektion beherrschen. Die Reaktionskeeper, auch klassische Torhüter oder Linienkleber genannt, erfreuen sich deutlicher größerer Beliebtheit bei den Fans, da ihre Fehler oft weniger auffällig sind und ihr Spiel, sowie ihre Paraden spektakulärer sind. Dies sind Torhüter, die eher abwartend auf der Torlinie beziehungsweise im eigenen Fünfmeterraum warten, um Bälle zu halten. Sie nehmen weniger am aktiven Spiel teil und überlassen die Lufthoheit im Sechszehnmeterraum oft den Innenverteidigern. Seit Beginn des Fußballs ist dieser Torspielertyp vorherrschend. Der wohl bekannteste Vertreter dieser Torspielerkategorie ist Oliver Kahn. Jedoch wird in den letzten Jahren der Fokus bei der Torspielerausbildung immer stärker auf Antizipationskeeper aufgrund der immer schnelleren und anspruchsvolleren Spieldynamik gelegt. 

Das Anforderungsprofil

Direkt zu Beginn dieses Kapitels soll darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig die konditionellen Fähigkeiten für einen modernen Torspieler sind. 

Aufgrund dieser Erkenntnisse ist man in der Lage ein systematisches, individuelles beziehungsweise an den jeweiligen Leistungsstand angepasstes Trainingsprogramm zu erstellen und in die Praxis umzusetzen.  Um einen passenden Trainingsplan für einen Torspieler erstellen zu können braucht man genaue Informationen über die spezifischen Wettkampfanforderungen.  Dabei wechseln sich ständig Phasen höchster und niedriger Konzentration. Der moderne Torspieler muss in der Lage sein dem immer schnelleren und anspruchsvolleren Spielgeschehen folgen zu können und sich an schnell ändernde Spielsituationen adäquat anzupassen und zu agieren beziehungsweise zu reagieren, wenn nötig.  Das Spiel stellt somit neben sehr hohen Schnelligkeits-, & Schnellkraftanforderungen an den Torspieler auch taktische Herausforderungen, die sich hauptsächlich in das Stellungsspiel, Herauslaufen & dem Spielaufbau untergliedern lassen.  Deshalb lassen sich heut zu Tage Schwächen in einzelnen Bereich im Spitzenfußball nicht mehr durch überragende Qualitäten in anderen Bereichen maskieren.

Ein Bundesligist schreibt zum Thema Torspielerprofil wie folgt:

„Wir definieren die Leistung und die Fähigkeit des Torspielers nicht mehr vordergründig im traditionellen Sinne, wie viele gelungene und evtl. spektakuläre Paraden er zeigt bzw. wie viele „unhaltbare“ Bälle er doch noch irgendwie hält. Häufig genügt z. B. ein kurzer „Step“ zur Seite, um den Ball zu fangen und mit einem schnellen Abwurf einen Gegenangriff einzuleiten. Die abwehrenden Aktionen treten immer mehr in den Hintergrund. Das Anforderungsprofil des Torspielers hat sich in Richtung der mitspielenden und spieleröffnenden Aktionen verschoben.“

Unstrittig ist, dass es wie auf den anderen Positionen ebenfalls auf der Torspielerposition eine rasante Spielentwicklung in den letzten Jahren gab. Jedoch sind Pauschalaussagen wie zum Beispiel „das Torwartspiel hat sich verändert“ wie in zahlreichen Kommentaren und Magazinen zu hören beziehungsweise zu lesen wenig hilfreich. Denn meist folgen keine weiterführenden Erkenntnisse dazu. Bereits Anfang der 1990er Jahre wurde festgestellt, dass die Position des Torspielers mit der Entwicklung des Spiels erhebliche Veränderungen im Anforderungsprofil ergeben haben.  Erst Ende März 2018 twitterte Steven Fraser der Jugendtrainer und Talentscout beim FC Arsenal London ist: https://twitter.com/soccersteve/status/975895663690076161.

Neben den konditionellen Fähigkeiten steht außer Frage, dass Körperbaumerkmale eine wichtige Rolle spielen. Die Idealgröße eines Torspielers wird auf zwischen 187 und 192 cm festgelegt 12 Doch die Praxis hat gezeigt, dass auch kleinere Torspieler sehr erfolgreich sein können und die Körpergröße allein wenig über die Qualitäten, Stärken und Schwächen eines Torspielers aussagt. Vor allem die Trainingslehre untersucht die konditionellen Faktoren und arbeitet ständig an Trainingsmethoden und Strategien diese zu optimieren. Die daraus resultierenden Ergebnisse schwappen durch diverse Kurse und Seminare auf die Fußballplätze und den dazu gehörigen Kraftraum. Neben den körperlichen Voraussetzungen spielt ebenfalls die technisch- und taktische Komponente eine entscheidende Rolle im Anforderungsprofil des Torspielers. Diese können nur durch eine genaue Analyse der im Wettkampf auftretenden Anforderungen des Torspielers erstellt werden. 

Zusammenfassung

Aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Wert auf einen beidfüßigen und vor allem mitspielenden Torspieler Wert gelegt wird, werden Torspieler heute natürlich anders bewertet als es noch Mitte der 1990er Jahre üblich war. Während spektakuläre Paraden natürlich schön anzusehen sind, liegt der Fokus beim Erstellen eines adäquaten Anforderungsprofils eines modernen Torspielers der Fokus eher auf Dingen wie zum Beispiel einem guten Stellungsspiel und einer guten Spieleröffnung, um optimal am Spielgeschehen teilnehmen zu können. Mancherorts wird sogar vom elften Feldspieler gesprochen.

Zusammengefasst können die Anforderungen an einen Torspieler auf höchster Leistungsebene wie folgt definiert werden:

  • Zielgerichtetes coachen der Vorderleute
  • Gutes Spielverständnis, Spieleröffnung & Spielübersicht
  • Taktisch richtige Entscheidungen treffen
  • Technisch geschult (Beidfüßig)
  • Gute Strafraumbeherrschung
  • Eins gegen eins Situationen meistern
  • Körperliche Fitness
  • Sicheres Verarbeiten und Weiterleiten von Pässen
  • Den absoluten Willen zu gewinnen zu haben und auszustrahlen
  • Optimales Stellungsspiel
  • Paraden beziehungsweise Abwehraktionen

Literatur

  1. Bischops, K. et al.: Fussballtorwart. Das neue Training. S. 9
  2. Bisanz, G./Vieth, N.: Fussball von morgen. Leistungsfußball. S. 224
  3. Bischops, K. et al.: Fussballtorwart. Das neue Training. S. 10.
  4. Filippi, C.: Neues Torwarttraining. Ballangriff (DVD).
  5. Leitert, H.: Die Kunst des Torwartspiels. S. 8.
  6. Gerisch, G. et al.: Hennes-Weisweiler-Akademie. S. 58
  7. Thaler, E.: Skript zur Torspieler-Trainer-Lizenz. S. 4
  8. Bisanz G./Vieth, N.: Fussball von morgen. Leistungstraining. S. 276.
  9. Hohmann, A.: Grundlagen der Trainingssteuerung im Sportspiel. S. 59.
  10. 10 Thaler, E.: Skript zur Torspieler-Trainer Lizenz. S. 4.
  11. S. 274
  12. Loy, R.: Was fordert das Spiel vom Torwart. In: fußballtraining 4/91. S. 3.
  13. Erkenbrecher, U./Hyballa, P.: Step by Step zum neuen Kader! In: fußballtraining 3/05. S. 28.
  14. Muders, P.: Richtig Torwarttraining. S. 27.
  15. S. 80f. 71 Loy R.: Was fordert das Spiel vom Torwart. In: fußballtraining 4/91. S. 3.

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