Die Wundheilung verläuft in spezifischen Phasen, die sich zeitlich teilweise überschneiden und eine komplexe Kaskade an einzelnen Schritten darstellen. Dabei wechseln sich zeitlich fein abgestimmt Abbau- und Biosynthesereaktionen ab die durch diverse Zell – Zell und Zell – Matrix Wechselwirkungen bestimmt werden. Man sollte beachten, dass diese Ereignisse im Nachfolgenden so beschrieben werden, wie sich idealerweise abspielen. In der Realität zeigen Patienten mit diversen Verletzungen am Bewegungsapparat oft keinen idealen Heilungsprozess.

Entzündungsphase

Auch bekannt unter: Latenz-, Reizungs-, oder katabole Phase

Die Entzündungsphase beginnt unmittelbar nach der Verletzung und hält circa vier bis sechs Tage an. Dabei kann die Entzündungsphase noch in zwei Unterphasen eingeteilt werden, der vaskulären- und zellulären Phase. Hierbei haben die Blutstillung und die Phagozytose oberste Priorität. Darüber hinaus wird die Wunde durch Makrophagen aufbereitet und diverse Bakterien neutralisiert. Direkt nach einer Verletzung kommt es zu einem Platzen nahegelegener Thrombozyten, die dann gemeinsam mit Eiweißbausteinen im Blut ein Fibringerinnsel bilden. Dabei verringert, die Gerinnselbildung und Vasokonstriktion von verletzten Gefäßen den Blutverlust. Der Flüssigkeitsaustritt nahegelegener Gefäße führt zu einem Gewebsödem. Die Flüssigkeitsansammlung wird auch Wundsekret oder Exsudat genannt. Weitere Bestandteile dieser Flüssigkeit die wesentlich am Heilungsprozess beteiligt sind, sind Serumproteine, Antikörper, Enzyme und diverse Wachstumsfaktoren. Hierbei verdauen Makrophagen die Zelltrümmer und Mikroben und setzen darüber hinaus gefäßerweiternde Stoffe frei, die zu den typischen klinischen Zeichen (Rötung, Schwellung, Bewegungseinschränkung und Wärme) einer Entzündung führen. In der Kaskade der Wundheilung spielen die Makrophagen eine wesentliche Rolle. Diese fungieren als Entzündungsmediatoren und „dirigieren“ den Heilungsprozess. Darüber hinaus setzen sie einen Reiz für die Fibroblasten, welche damit beginnen neue Bindegewebszellen zu bilden. Die Entzündungsphase ist von den klinischen Entzündungszeichen wie zum Beispiel Schmerz, Rötung, Schwellung, Wärme und eingeschränkter Beweglichkeit betroffener Gelenke gekennzeichnet. In dieser ersten Phase der Wundheilung geraten Blut und Bestandteile der extrazellulären Matrix in Kontakt, sodass die erwähnte Kaskade in Gang gesetzt wird. Insgesamt dauert diese Phase je nach Verlauf circa drei bis sieben Tage. Gekennzeichnet ist diese von Schmerz, Rötung, Schwellung, Wärme und eingeschränkter Beweglichkeit betroffener Gelenke. Um Sie kurz mit ins Boot zu holen. Unser Bindegewebe kann in interzelluläre Substanzen wie zum Beispiel die Matrix, Proteoglykane, Kollagen und Elastin eingeteilt werden. Des Weiteren spielen diverse Immunzellen wie die Mastzellen, Makrophagen, Granulozyten und Monozyten einen entscheidenden Faktor bei der Wundheilung. Genauer betrachtet geschieht durch eine Verletzung eine ganze Kaskade an Ereignissen im Wundgebiet. Nachdem der ph – Wert sowie der Sauerstoffgehalt abfallen schwillt das betroffene Gelenk beziehungsweise das Wundgebiet an. Die eintretende Schwellung ist reich an Proteinen, Arachidonsäure, Immunzellen, Zytokinen, Leukozyten und diversen Wachstumsfaktoren. Jede der hier genannten Substanzen besitzt hierbei individuelle Funktionen und dient als Signalgeber für weitere Schritte der Kaskade. Zum Beispiel wird durch das Aktivieren diverser Enzyme wie dem Cyclooxigenase oder Lipoxygenase sogenannte Prostaglandine und Leukotrine ausgeschüttet. Vor allem in der Entzündungsphase befinden sich diverse Immunzellen im Wundgebiet und reinigen diese beziehungsweise bauen- und transportieren beschädigte Zellen ab. Erst wenn diese Phase der Wundheilung erfolgreich abgeschlossen ist werden bindegewebsproduzierende Zellen sogenannte Fibroblasten durch den Fibroblast growth factor (FGF) induziert. Das unterstreicht die Wichtigkeit eines adäquaten Durchlaufens der Entzündungsphase.

ERNÄHRUNGSRATGEBER FÜR EINE OPTIMALE REHABILITATION

Therapeutisch gesehen ist die Entlastung genauso wichtig wie die Belastung. Entscheidend für die Wundheilung ist die richtige Dosierung dieses Wechselspiels. Während vor allem in der Entzündungsphase eine Ruhigstellung durchaus sinnvoll sein kann, damit das Immunsystem seine Arbeit verrichten kann, wäre wiederrum eine zu lange Ruhigstellung kontraproduktiv. Das hebt einmal mehr hervor wie wichtig ein qualifizierter Orthopäde oder Physiotherapeut ist. Denn dieser weiß in der Regel wann und wie belastet werden kann beziehungsweise sollte. Somit hat die Entlastung des betroffenen Gelenks in der Entzündungsphase oberste Priorität. Vor allem in dieser Phase gilt es auf die Signale des Körpers wie zum Beispiel Schwellung zu achten. Der Übergang zur nächsten Phase, der Proliferationsphase geschieht fließend. Vor allem aber sollte auf schmerz- und entzündungshemmende Medikamente verzichtet werden, da diese Schritte in der Kaskade unterbrechen und somit zwar kurzfristig den Schmerz lindern, jedoch langfristig die Wundheilung negativ beeinflussen. Die Ziele in der Entzündungsphase beschränken sich auf eine adäquate Blutstillung (falls notwendig), das Abtransportieren von Fremdkörpern und Zelltrümmern, Abwehr von möglichen Infektionen sowie die Startreaktion des Immunsystems beziehungsweise diverser Entzündungsmediatoren für den Wiederaufbau.

Proliferationsphase

Auch bekannt unter: Exsudative Phase

Auf die Entzündungsphase folgt die Proliferationsphase. In dieser Phase, die circa fünf bis 21 Tage andauert, kommt es zur Proliferation von Fibroblasten und zur Neubildung von Blutgefäßen. Hierbei nimmt die Zahl der Monozyten, Leukozyten, Makrophagen und Lymphozyten ab, sodass sich fast nur noch Fibroblasten im Wundgebiet befinden. Indem sich die Fibroblasten vermehren nimmt die Menge des abgelagerten Kollagens zu und erreicht um den 14. Tag ihren Höhepunkt. Darüber hinaus bildet sich ein neues Kapillarnetz und Granulationsgewebe. Granulationsgewebe ist eine Vorstufe des festeren Kollagen Typ 1 Bindegewebes und besteht aus Fibroblasten, neu entstanden Kollagenfasern sowie einem Gefäßnetz. An dieser Stelle wird ausdrücklich erwähnt, dass zu diesem Zeitpunkt das Wechselspiel zwischen Be- und Entlastung in einem toleranten Bereich von enormer Bedeutung ist. Zum Beispiel werden durch Bewegung spezifische Mechanorezeptoren stimuliert die Schmerzen reduzieren und die Durchblutung fördern was wiederum dem Heilungsprozess fördert. Darüber hinaus reagieren die Fibroblasten ebenfalls auf spezifische Belastung sowie Stickstoffmonoxid. Zu den Zielen innerhalb der Proliferationsphase gehören die Neubildung von provisorischem Bindegewebe (Granulationsgewebe), sowie die primäre und funktionelle Anordnung des Gewebes.

Die Remodellierungsphase

Auch bekannt unter: End- und Umbauphase

Während in der Proliferationsphase, vor allem durch angepasste Belastungsreize, quantitatives Funktionsgewebe aufgebaut wurde, gilt es nun in der Remodellelierungs- beziehungsweise Endphase die Qualität des neuen Gewebes zu verbessern, wodurch die Stabilität und Belastbarkeit weiter steigt. Während die Remodellierungsphase je nach Verletzung, Schweregrad und Heilungsprozess nach circa 60 Tagen endet dauert die Endphase noch weitere 300 Tage an. In diesem Zeitraum verbessert sich die Qualität des neugebildeten Kollagens wobei die Kollagensynthese circa 120 Tage hoch bleibt. Den Heilungsprozess positiv beeinflussen zahlreichen Faktoren wie zum Beispiel ausreichend Schlaf, gutes Stressmanagement, ausreichend Nährstoffe, ein angepasstes Wechselspiel zwischen Be- und Entlastung sowie eine gute Durchblutung und adäquate Sauerstoffversorgung. Negativ dagegen sind ein Mangel an Nährstoffen, Essstörungen, falscher Ehrgeiz, Infektionen, diverse Medikamente, lange Inaktivität und Allergien. In der Remodellierungs- und Endphase sollte durch die Ausbildung qualitativ guten Bindegewebes ausreichende Stabilität und Belastbarkeit erreicht werden. 

KOSTENLOSE BASIS-KURSE

Melde dich für unsere kostenlosen Basis-Kurse an und erhalte unseren Newsletter mit vielen wertvollen Trainings- und Ernährungstipps.

Du abonnierst mit der von dir angegebenen E-Mail-Adresse unseren kostenlosen Newsletter mit Informationen und Angeboten zu Themen rund um Sport und erhälst Zugang zu unseren Basiskursen. Diese Infos erhälst du von ESP-Athletes. Du kannst den Newsletter-Eintrag jederzeit widerrufen (Daten aus dem Verteiler austragen oder löschen). Mit dem Absenden des Formulars erklärst du dich mit unseren Datenschutzbestimmungen einverstanden.